Monumentale Streetart für Nachhaltigkeit
Frieden ist ein hohes, wenn nicht das höchste Gut. Als mahnende graue Klötze erinnern an vielen Stellen von Kiel immer noch Hochbunker an die auf die Zeit, als die Menschen in ganz Europa in steter Angst vor Bomben lebten. Im Stadtteil Gaarden weist nun ein Bunker auf weitere Werte hin. Innerhalb eines vom Bündnis Eine Welt angeregten Streetart-Projekts thematisiert der Bunker am Sandkrug die in der UN-Agenda 2030 für nach¬haltige Entwicklung aufgeführten Nachhaltigkeitsziele.
Streetart-Profis aus Kiel haben an einer Wand des 1941 errichteten Bunkers ein etwa 300 Quadratmeter großes Bild geschaffen, das die Vorstellungen von einer guten Welt aus Sicht von Kindern und Jugendlichen veranschaulicht. Bildung, Frieden, Gesundheit, ausreichende Ernährung, diese und weitere Anliegen haben die Vereinten Nationen in ihren globalen Nachhaltigkeitszielen festgeschrieben. „Das ist schwer zu greifen“, meint Regionalleiter Nils Bartels von der Wohnungsgesellschaft Vonovia, der dieser Bunker gehört. Jedoch zeigt das jetzt geschaffene Bild nach seiner Auffassung „auf beeindruckende Weise, dass Kunst eine tolle Möglichkeit bietet, diesen Visionen ein Gesicht zu verleihen.“
Den Anstoß zu dem Projekt gab im November 2016 Martin Weber vom Bündnis Eine Welt. Im Wirtschaftsbüro Gaarden trug er seine Idee vor, ein kleines Streetart-Projekt zur Nachhaltigkeit zu machen – und weckte damit so viel Begeisterung, dass gleich ein richtig großes Projekt daraus wurde.
Formal die größte Hürde war der Umstand, dass der viergeschossige Sandkrugbunker seit 2010 unter Denkmalschutz steht. Die untere Denkmalschutzbehörde ließ sich aber auf das Projekt aus vornehmlich zwei Gründen ein: Nach Einschätzung der Streetart-Künstler Sim Levi, Christoph Kröger, Lennart Krohn und Max Dechant wird das Bild mindestens zehn Jahre halten – und damit wesentlich kürzere Zeit als der Bunker an sich. Außerdem, so die Sicht der Denkmalschützer, wird die kreativ aufgewertete Fassade noch einmal ganz andere Blicke auf das Kriegsmahnmal am höchsten Punkt des Sandkrugs lenken.
Ideal trifft es sich deshalb, dass die Gaardener Kinder und Jugendlichen, die in drei Workshops die Ideen für die Motive entwarfen, dem Thema Frieden eine herausragende Bedeutung beimessen. Die zweite zentrale Aussage widmet sich der Gerechtigkeit, dargestellt anhand einer Justitia mit aus dem Gleichgewicht geratenen Waagschalen.
„Das ist ein gelungenes Kooperationsprojekt“, freute sich die neue Baudezernentin Doris Grondke, als am 21. Juli die Enthüllung des etwa 25 mal zwölf Meter großen und mit Kosten von um die 15000 Euro überschaubar teuren Bildes gefeiert wurde. Mit einiger Wahrscheinlichkeit dürfte es sogar nicht die letzte derartige Kooperation sein. Nils Bartels von der Vonovia ist jedenfalls offen für weitere kreative Taten: „Wir hätten da noch ein, zwei Fassaden.“
„Glücklich“ mit diesem Projekt und absolut interessiert an einer Fortsetzung ist eigenen Worten zufolge auch Martin Weber vom Bündnis Eine Welt. Er hebt hervor, dass es sich um keine vereinzelte Aktion handelt, sondern durchaus in die Strategie der Stadt Kiel passt. Deren Ratsversammlung hat sich erst jüngst formell zu den UN-Nachhaltigkeitszielen bekannt und besetzt außerdem zum 1. September 2017 erstmals die Stelle eines Nachhaltigkeitsbeauftragten.
Der Sandkrugbunker befindet sich in Kiel-Gaarden an der Ecke Raaschstraße/Sandkrug.
Von Martin Geist