Nachhaltig lernen „mit Hirn und Herz und Hand“
Staatssekretärin Anke Erdmann zeichnete vier weitere Lernorte für Bildung zur nachhaltigen Entwicklung aus.
Warder. „NUN“ ist die Bewegung noch einmal ein ordentliches Stück größer geworden. Unter dem Motto „Norddeutsch Und Nachhaltig“ (NUN) hat die neue Umwelt-Staatssekretärin Anke Erdmann am Montagnachmittag in Warder vier weitere Einrichtungen als Premium-Lernorte ausgezeichnet. Damit können jetzt 45 außerschulische Organisationen in Schleswig-Holstein zertifizierte Qualität in ihren Bemühungen um Bildung für nachhaltige Entwicklung vorweisen.
Nicht zufällig hat Anke Erdmann die Urkunden auf dem Gelände der Arche Warder verliehen. Auf 40 Hektar hält der etwas andere Zoo, der sich voll und ganz der Erhaltung seltener oder gar vom Aussterben bedrohter Haus- und Nutztierrassen widmet, 1200 Tiere und lockt jährlich um die 80.000 Besucherinnen und Besucher. Die wiederum kommen nicht nur zum Schauen und Streicheln, sondern auch zum Lernen. Je nach Zielgruppe von Kindergartenkindern bis zu Seniorinnen und Senioren bietet die Arche Warder maßgeschneiderte Inhalte, die vermitteln, wie wertvoll der Einsatz für alte Tierrassen gerade auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist.
Ebenfalls neu zertifiziert wurde der in Kiel ansässige Verein Pädiko. Vor etwa 30 Jahren als Träger für Kindereinrichtungen entstanden, widmet er sich inzwischen zusätzlich der Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte und andere Interessierte. Unter den etwa 250 Angeboten im Jahr finden sich Kurse vom Puppenhausbau mit Naturmaterialien bis zur Outdoor-Wildkräuterküche.
Am idyllischen Winderatter See liegt der neu in den Kreis der besten Lernorte aufgenommene Hof Neuseegaard. Gudrun Perschke-Mallach und ihr Mann Lutz Mallach haben dort einen Ökohof mit vielen Tieren, einem großen Gewächshaus, einer Streuobstwiese und vielem mehr geschaffen. Und sie erklären in Programmen von wenigen Stunden bis mehreren Tagen, was auf dem Hof passiert und warum das einen nachhaltigen Umgang mit der Natur bedeutet. Da gibt es die „Racker auf dem Acker“, die findigen Naturdetektive, aber auch die Möglichkeit, um den See zu wandern und dabei einen Picknickkorb mit Köstlichkeiten der regionalen Biohöfe zu verfuttern.
Vierter im Bunde ist schließlich der Martin-Meiners-Förderverein des Wegezweckverbands Bad Segeberg. Junge Frauen und Männer, die beim Förderverein ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) leisten, führen Kindergartengruppen und Schulklassen über die vier Recyclinghöfe des Zweckverbands und bringen ihnen die Welt von Abfall, Recycling und Abfallvermeidung näher. Auf dem Hügel einer renaturierten Deponie in Damsdorf hat sich außerdem in den vergangenen Jahren ein Naturerlebnisraum entwickelt, in dem sich hervorragend nachvollziehen lässt, wie sich die Natur Räume, die ihr einst entrissen wurden, wieder zurückerobert. Schüler der Ricklinger Schule haben darüber hinaus in einem mehrjährigen Projekt eigenhändig eine „Forscherhütte“ als außerschulischen Lernort errichtet.
Gültig sind die NUN-Zertifikate fünf Jahre lang, dann können sie nach einer weiteren Prüfung verlängert werden. Gelungen ist dies dem Wildpark Eekholt, dem Steinzeitpark Dithmarschen, dem Bildungszentrum Koppelsberg mit seiner nachhaltig orientierten Ausgestaltung des FÖJ und dem von der Sparkassen-Stiftung Stormarn getragenen Dauerprojekt Naturerlebnis Grabau, das jedes Jahr etwa 10.000 Kindergarten- und Schulkinder zu einem kostenlosen waldpädagogischen Tag lockt.
Staatssekretärin Erdmann vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung lobte alle neu und wieder Zertifizierten für ihre praxisorientierte Arbeit. „Es geht nicht nur um Wissen“, betonte sie. Erfolgreiches Lernen für nachhaltige Entwicklung setze vielmehr voraus, dass „Hirn und Herz und Hand miteinander einhergehen“. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird dabei aus Sicht von Anke Erdmann immer wichtiger, und das vor allem dann, wenn sie mit Naturerlebnis und praktischem Tun verbunden ist. Dass alle der 45 zertifizierten außerschulischen Lernorte im Land dies gewährleisten, bezeichnete sie als großes Plus.
„Bildung für nachhaltige Entwicklung geht weiter“, betonte in seinem Ausblick auch Martin Haasler, der gemeinsam mit Birgit Fitschen den Vorsitz der NUN-Zertifizierungskommission Schleswig-Holstein innehat. In den vergangenen Jahren hat nach Haaslers Einschätzung ein „sehr, sehr gründliches Umdenken“ in der Gesellschaft stattgefunden. Das Bewusstsein dafür, dass die Erde und ihre Ressourcen nicht auf Kosten kommender Generationen genutzt werden dürfen, habe stark zugenommen. Zugleich macht Martin Haasler einen neuen Trend aus. Ökologie und Klimaschutz werden nach seiner Wahrnehmung als Themen nicht verdrängt, zunehmend wichtig wird jedoch die soziale Dimension der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
(Text: Martin Geist)
NUN-Zertifizierung: Montag, 03.07.2017, 14:00 bis 17:30 Uhr, Arche Warder – Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e. V., Warder